Positive Aspekte der Pflege (sog. Benefits)

Wenn man an die Pflege von Angehörigen denkt, denkt man meist zuerst an die Anstrengung und Belastung, die mit der Pflege eines Angehörigen einhergehen können. In Deutschland berichten ca. 87 % der pflegenden An-/Zugehörigen (CGs) jedoch auch davon, dass sie von der Pflege ihres An- und Zugehörigen profitieren können (Fabà et al., 2017, Pendergrass et al., 2018). Diese Erfahrungen  werden „Positive Aspekte der Pflege“ genannt (Positive Aspects of Caregiving, PAC).

PACs zeigen sich beispielsweise in Form persönlichen Wachstums und Reife (Fabà et al., 2017), einer verbesserten Resilienz (Yap et al., 2010) und auch im Erlernen neuer Fähigkeiten (Zank et al., 2006). Pflegende An-/Zugehörige erleben außerdem, dass sie als Pflegepersonen eine wichtige Rolle spielen und ihre Tätigkeit gesehen und gewürdigt wird (Tarlow et al., 2004, Lawton et al., 1989). PACs können sich auch auf die körperliche und psychische Gesundheit der pflegenden An-/Zugehörigen auswirken, indem sie die negativen Aspekte der Pflege „abpuffern“ und damit abschwächen (Semiatin & O´Connor, 2012). Dabei schließen sich PACs und subjektive Belastung in der Pflege nicht aus, sondern treten oft sogar gleichzeitig auf (Lloyd et al., 2016).

Die Benefits of Being a Caregiver Scale (BBCS) definiert „Benefits“ als positive Aspekte der informellen Pflege, die sich durch zwei Besonderheiten von dem allgemeineren Konzept der PACs unterschieden: (1) Die erlebten Benefits können direkt auf die pflegende Tätigkeit zurückgeführt werden („Aufgrund der Pflege meines An-/Zugehörigen…“). (2) Die erlebten Benefits stellen für die pflegenden An-/Zugehörigen einen „Mehrwert“ dar, der erst durch die häusliche  Pflege entstanden ist, also ein echter „Zugewinn“ ist (z.B. die befragte Person ist reifer / geduldiger / verantwortungsbewusster geworden).

Die BBCS ist ein Instrument zur standardisierten Erfassung der Zugewinne (Benefits) in der häuslichen Pflegesituation, die pflegende An-/Zugehörige erfahren können. Die Skala wurde in einer umfangreichen Stichprobe pflegender An-/Zugehöriger validiert. Die Validität zeigt sich unabhängig von der Ursache der Pflegebedürftigkeit (z.B. Schlaganfall, Krebs, Rheuma, Demenz, etc.) und unabhängig von der Beziehung der pflegenden Person zur gepflegten Person (pflegende Partnerin / pflegender Partner, pflegende erwachsene Kinder / Schwiegerkinder, pflegender Elternteil, sonstiger Verwandtschaftsgrad, kein Verwandtschaftsgrad bei Zugehörigen).

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Fabà, J., Villar, F., & Giuliani, M. F. (2017). Development of a measure to evaluate gains among Spanish dementia caregivers: the gains associated with caregiving (GAC) scale. Archives of Gerontology and Geriatrics68, 76-83.

Lawton, M. P., Kleban, M. H., Moss, M., Rovine, M., & Glicksman, A. (1989). Measuring caregiving appraisal. Journal of Gerontology44(3), P61-P71.

Lloyd, J., Patterson, T., & Muers, J. (2016). The positive aspects of caregiving in dementia: A critical review of the qualitative literature. Dementia15(6), 1534-1561.

Pendergrass, A., Mittelman, M., Graessel, E., Özbe, D., & Karg, N. (2019). Predictors of the personal benefits and positive aspects of informal caregiving. Aging & Mental Health23(11), 1533-1538.

Pendergrass, A., Weiß, S., Rohleder, N., & Graessel, E. (2023). Validation of the Benefits of Being a Caregiver Scale (BBCS)–further development of an independent characteristic of informal caregiving. BMC Geriatrics23(1), 26. (Open access)

Semiatin, A.M. & O’Connor, M.K. (2012). The relationship between self-efficacy and positive aspects of caregiving in Alzheimer’s disease caregivers. Aging Mental Health, 16(6), 683–8.

Tarlow, B. J., Wisniewski, S. R., Belle, S. H., Rubert, M., Ory, M. G., & Gallagher-Thompson, D. (2004). Positive aspects of caregiving: Contributions of the REACH project to the development of new measures for Alzheimer’s caregiving. Research on Aging26(4), 429-453.

Yap, P., Luo, N., Ng, W. Y., Chionh, H. L., Lim, J., & Goh, J. (2010). Gain in Alzheimer care INstrument—a new scale to measure caregiving gains in dementia. The American Journal of Geriatric Psychiatry18(1), 68-76.

Zank, S., Schacke, C., & Leipold, B. (2006). Berliner Inventar zur Angehörigenbelastung-Demenz (BIZA-D). Zeitschrift für klinische Psychologie und Psychotherapie35(4), 296-305.

Benefits of Being a Caregiver Scale (BBCS); Pflegebelastung oder Caregiver Burden; Caregiver (CG) = Pflegender An- und Zugehöriger (pA) oder informelle Pflegeperson; Positive Aspects of Caregiving (PAC)